Artikel: 100 Jahre: Von Rövershagen nach Graal-Müritz
Am 1. Juli 2025 beging die Gemeinde Graal-Müritz ein besonderes Jubiläum. Die Bahnstrecke von Rövershagen wurde 100 Jahre alt.
Zur Feier des Tages fuhren Graal-Müritzer Bürger in der Mode der 1920er-Jahre extra nach Rövershagen, um von dort mit dem Zug anzureisen – wie vor 100 Jahren. Am Bahnhof angekommen erwartete die „Zeitreisenden“ und alle Gäste ein Fest mit Musik und buntem Programm. Die alte Bäderbahn und ihre Geschichte lebten wieder auf.
Graal-Müritz – Sehnsuchtsort der Literaten
Mit dem mondänen Heiligendamm oder Warnemünde konnten die damals noch eigenständigen Dörfchen Graal und Müritz nicht mithalten. Aber dennoch wurden sie im 19. Jahrhundert zu Sehnsuchtsorten vieler Adliger, Bürgerlicher und Schriftsteller. Erich Kästner, Franz Kafka, Kurt Tucholsky und andere prominente Autoren fühlten sich von diesen Orten magisch angezogen. Sie schätzten die Ruhe und Ursprünglichkeit der Natur, die Weite des Meeres. Aber auch manche Liebe schien in der Luft zu liegen. Robert Musil fand hier seine spätere Ehefrau. Franz Kafka traf auf Dora Diamant, die letzte Liebe seines Lebens.
Einzigartiges Heilklima
Die heilende Wirkung der Ostseeluft wurde Graal-Müritz Ende des 19. Jahrhunderts sogar vom Großherzoglichen Leibarzt Carl von Mettenheimer bestätigt. Zwischen Moorlandschaft, Küstenwald und Ostseestrand herrscht ein einzigartiges Reizklima. Das machte die Region auch für Kuraufenthalte interessant. Bauern und Kaufleute bauten Hotels und Pensionen. Die Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH, eine Vorgängerin der Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG) errichtete ein Heim für kranke und erholungsbedürftige Mitarbeiter und beteiligte sich auch an der Finanzierung der Bahnlinie. Ohne Bahnanbindung war die Anreise nach Graal-Müritz noch sehr beschwerlich.
1. Juli 1925: Die Bahnlinie wird eröffnet
Die Bahnfahrt endete früher im 10 Kilometer entfernten Rövershagen. Jahrzehntelang konnte das Seeheilbad von dort aus nur über eine unbefestigte Landstraße erreicht werden. Wer es sich leisten konnte, nahm ein Pferdefuhrwerk. Alle anderen gingen zu Fuß. Ab 1922 konnten Badegäste dann immerhin schon mit Omnibussen übers harte Kopfsteinpflaster holpern.
Der Bau und die Planungsphase waren von vielen Verzögerungen und Hindernissen überschattet. Neben politischen und finanziellen Hürden gab es auch einige bauliche Herausforderungen. Die Strecke führte durch ein Moorgebiet, was die Arbeiten erheblich erschwerte. Aber am 1. Juli 1925 war es endlich so weit. An diesem Tag wurde die neue Bahnstrecke feierlich eröffnet. Nun gelangten Reisende mit wenigen Umstiegen aus Hamburg und Berlin in bequemen Zügen nach Graal-Müritz. Heute fährt die RB12 von DB Regio Nordost die Badegäste ab Rostock zur Kur oder zum Strandvergnügen nach Graal-Müritz. Vielleicht wird mancher von ihnen– wie einst Kästner, Kafka und Co. – die Magie dieses Ortes spüren und möglicherweise liegt auch gerade dann wieder Liebe in der Luft …
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