Artikel: Auf „Zeitreise“ in Burg Stargard
Die Burg Stargard ist eine der ältesten Burgen Norddeutschlands und ein eindrucksvolles Beispiel mittelalterlicher Baukunst. Hier fand 1726 der letzte Hexenprozess Mecklenburgs statt. Und es gibt noch eine Besonderheit: Die Burg hat eine uralte Weinbautradition, die vor gut 25 Jahren wiederbelebt wurde. Die Stadt ist mit der Bahn gut erreichbar. Für einen Besuch empfiehlt sich der RE5. Es war einmal … So fangen alle Märchen an. In der Tat hat die fast 800 Jahre alte Anlage, inmitten von Natur und dörflicher Idylle etwas Märchenhaftes. Die Burg wurde zwischen 1236 und 1260 als Hofburg der Markgrafen von Brandenburg errichtet. Später kam sie in mecklenburgische Hand und wurde Sitz der Herzöge von Mecklenburg-Stargard.
Mecklenburgs letzter Hexenprozess
Schönes und Schauriges könnten die roten Backsteinmauern aus der Vergangenheit berichten. Heute übernehmen das meist Mitglieder des Stargarder Burgvereins – Ehrenamtliche, denen die Erforschung des Bauwerks am Herzen liegt.
Ausführlich hat sich der Verein auch mit dem letzten Hexenprozess Mecklenburgs beschäftigt. „Eine junge Frau namens Sophia Kühlen hatte dem Sohn des Bürgermeisters einen Korb gegeben“, erzählt Museologe Frank Saß. Der verleumdete sie daraufhin als Hexe. Das reichte im Jahre 1726 noch für einen Prozess aus, der laut den Quellen glimpflich verlief.
Wer mehr über Burg und Begebenheiten wissen will, kann sich ganzjährig für eine Führung anmelden und mit historisch gewandeten Mitgliedern des Burgvereins das Gelände erkunden.
500 Jahre Weinanbau in Burg Stargard
Nur wenige Besucherinnen und Besucher von Burg Stargard wissen, dass es hier auch eine lange Weintradition gibt. Um 1500 ließ Herzog Heinrich V. den ersten Weinberg anlegen. Im Laufe der Jahrhunderte verschlechterten sich jedoch die Bedingungen. Der Anbau kam zum Erliegen. Seit 2004 wird die Tradition in der Region offiziell fortgesetzt. In Burg Stargard übernimmt das ein zwölf Mitglieder zählender Winzerverein, der auf der Burg auch ein kleines Museum einrichtete. Zu sehen sind historische Exponate, die zeigen, wie mühselig das Winzerhandwerk früher war.
Winzertradition wird wiederbelebt
Das Stargarder Land ist heute Deutschlands nördlichstes Weinanbaugebiet. Direkt an der Burg befindet sich ein kleiner Weinberg. 250 Rebstöcke wachsen dort an Holzpfählen, wie es im Mittelalter üblich war – gepflanzt und gepflegt natürlich vom Winzerverein. Die Hügellage der Region und die langen Sonnentage im Spätsommer bieten gute Voraussetzungen, sagt der stellvertretende Vorsitzende Stefan Schmidt: „Im Hochsommer scheint die Sonne bei uns eine Stunde länger als in München. Da holen wir auf, was uns im Frühling vielleicht noch fehlt.“ Schmidt, der in Bulgarien Önologie studiert hat, setzt zudem auf Sorten, die bis zur Reife nur 90 statt 105 Sonnentage benötigen.
Verarbeitet wird der Wein in Schloss Rattey. Es ist 22 Kilometer entfernt und produziert dort auch seine eigene Marke. Das Gut verfügt über 35 Hektar Anbaufläche und bringt es im Jahr auf rund 100 000 Flaschen. Der Burg Stargarder Wein ist dagegen eine echte Rarität. Knapp 2500 Flaschen kommen pro Jahr zusammen. Diesen seltenen Mecklenburger Landwein gibt es darum nur in Burg Stargard. Man kann ihn zum Beispiel im Besucherzentrum erwerben oder im Burggasthof „Zur Alten Münze“ probieren.
Stimmungsvolle Burgenweihnacht am 2. Advent
Obwohl das Burgmuseum und der 38 Meter hohe Bergfried von November bis Februar geschlossen haben, ist das Gelände ganzjährig zugänglich. Ein besonderes Erlebnis im Winter ist die "Romantische Burgenweihnacht“ am Sonntag, dem 7. Dezember. Dabei lässt sich sicher herausfinden, wie der edle Stargarder Tropfen als Glühweinvariante schmeckt. Außerdem wird es an diesem Tag auf dem Burggelände einen Markt mit weihnachtlichen Leckereien und Produkten geben. Mitglieder des Burgenvereins führen „Tänze der Stargarder Edelleute“ auf. Und wer noch Geschenke sucht, hat die Auswahl zwischen allerlei Kunsthandwerk aus der Region. Gefeiert wird von 11 bis 18 Uhr.
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